Seitdem das Männerballett existiert, stellt es in aufwendiger Arbeit die Orden für die Kindersitzung der KG Böse Buben Birgel her. In den ersten Jahren wurden bekannte Figuren von Walt Disney als Motive genommen. Die Orden wurden jeweils in einer einheitlichen Farbe gestaltet. Dieses Verfahren wurde 1992 verfeinert.
Während der Trainingsphase im Herbst wird seitdem überlegt, welche aktuellen Zeichentrickfilme im Kino laufen. Aus diesen Filmen wird dann ein Motiv ausgewählt. Im Spielzeughandel wird eine passende Figur beschafft und dann stellt „Chefarchitekt" Erwin Wächter die Grundform her, die zum Gießen der Orden dienen soll. Dieser Prozess scheint sehr schwierig und zeitaufwendig zu sein, denn Erwin muss im Laufe der Wochen mehrmals nach dem Stand der Arbeit befragt werden. Meistens ist es so, dass er kurz vor Weihnachten die Gussform abliefert und dann in den Winterurlaub verschwindet.
Nun kommt Herbert Wolff ins Spiel. Er ist derjenige, der dann die Orden gießt. Um die 200 Stück werden von ihm pro Jahr gegossen. Trotz seiner Schichtarbeit schafft er es immer wieder, die Orden um den Jahreswechsel herum herzustellen, so dass im Januar mit dem Anmalen der Orden begonnen werden kann.
An vier bis fünf Abenden trifft sich das Ballett, um diese Arbeit zu erledigen. Dabei gibt es innerhalb der Gruppe unterschiedliche Befähigungen. So sind einige Bachstelzen nur für die Grobarbeiten geeignet. Sie dürfen nur die größeren Flächen bemalen, oder den Filz für die Rückseite des Ordens schneiden und diesen dort aufkleben. Nur wenige Auserwählte machen dann die Feinarbeit. Sie sind für die kleinen und kleinsten Farbstellen zuständig, für die sehr viel Feingefühl benötigt wird.
Nun ist es so, dass während der Malabende das eine oder andere alkoholische Getränk zu sich genommen wird. So hat es einzelne Abende gegeben, an denen die Grenze zwischen den Fein- und Grobmotorikern auf Grund des konsumierten Alkohols ziemlich fließend war. Übermäßiger Alkoholgenuss steigerte auch die Gefahren des nächtlichen Nachhauseweges. So geriet eine „Ex-Bachstelze" zur vorgerückten Stunde vom rechten Weg, stolperte über eine Baumwurzel und geriet anschließend auf äußerst unangenehme Art mit dem hart gefrorenen Boden in Kontakt. Auf Grund des genossenen Alkohols hatte sich seine Reaktionszeit so weit reduziert, dass es ihr nicht mehr gelang, den Sturz durch Zuhilfenahme der eigenen, sich in den wärmenden Hosentaschen befindenden Hände abzufedern. Die Spuren dieses Unfalls waren demzufolge noch eine ganze Zeit in seinem Gesicht zu sehen.
So werden jedes Jahr ca. 200 Orden hergestellt und individuell bemalt. Die Orden sind bei den auftretenden Kindern sehr beliebt. Jedenfalls hat die Gesellschaft keine Mühe, genügend auftretende Kräfte zur Gestaltung des Programms der Kindersitzung zu finden.
Für das Männerballett hat sich die Kindersitzung zu einem Höhepunkt der Session entwickelt. Man trifft sich im Zelt an der Theke, spricht noch mal den Auftritt des letzten Abends durch und bangt dann, ob die angefertigten Orden auch diesmal wieder ausreichen. Das schönste Gefühl kommt aber auf, wenn man beobachtet, wie die Kinder sich über die Orden freuen.
Dass bei dieser Gelegenheit auch das eine oder andere Bierchen getrunken wird, ist ein nicht ganz unwillkommener Nebeneffekt. Auch aus kulinarischer Sicht ist dieser Nachmittag in den letzten Jahren immer interessanter geworden. Jeder bringt was mit und so entsteht eine Art Buffet, das allen Geschmacksrichtungen Rechnung trägt, auch wenn das dem einen oder anderen nicht so gefällt. Insbesondere eine „Gründer-Bachstelze" regt sich immer wieder über den Verzehr knoblauchhaltiger Speisen auf. Sein Protest erzielt allerdings nicht die geringste Wirkung.
Für alle Bachstelzen ist es dann der Höhepunkt, wenn „Chefarchitekt" und „Chefdesigner" Erwin die Orden für das Männerballett auspackt und verteilt. Denn diese Orden
sind vom Meister persönlich bemalt und sind in ihrer Qualität unübertroffen. Einen solchen Orden zu besitzen, das hat schon was!
Text entnommen der Festschrift anlässlich des 2 x 11 jährigen Jubiläums der Birgeler Bachstelzen im Jahr 2009