Gesungen wurden überwiegend Volks- und Heimatlieder. Dies sorgte regelrecht für Begeisterungsstürme und manch volle Kneipe. Denn die Jungs zogen, wie bereits erwähnt, vor Karneval verstärkt durch alle ortsansässigen Kneipen (Anfangs 6 an der Zahl). Unterstützt wurden die Sänger durch diejenigen, die Musikinstrumente, wie Trompete, Trommel, Akkordeon, Tuba und dergleichen spielen konnten. Man hatte mit Franz Braun, Heinrich Braun, Josef Schmitz , Georg Siebertz sowie Arnold Bergs echte Profis in den eigenen Reihen.
"Finanzielle Organisation"
Aber all das durchzuführen bedeutete auch, vermehrt Ausgaben zu tätigen. Der Umzug, Wagenbau, Versicherung für den Umzug, Kamelle und Kostüme, aber auch Musikkapellen, die sich fortan am Umzug beteiligten, waren nicht umsonst zu haben. Beiträge wurden keine erhoben. Das wurde erst viel später eingeführt, als man sich tatsächlich als Karnevalsgesellschaft begriff.
So wurden viele „Köttbriefe“ an größere Firmen und Unternehmen mit der Bitte um Spenden von Wurfmaterial verschickt. Hierbei war man wohl recht erfolgreich.
Eine andere Idee zur Geldbeschaffung war schnell geboren. Es wurden zunächst in den einzelnen Kneipen im Ort Sammelbüchsen aufgestellt (und bei so manchem Besuch der Stammtischfreunde dort wurden anwesende Gäste animiert, doch diese Dosen zu füllen) . So hatten gleich mehrere Parteien etwas davon:
- Der Wirt, denn der Verzehr an der Theke steigerte beim Besuch der Stammtischfreunde regelmäßig den Umsatz
- und die Stammtischfreunde selber, denn die Sammelbüchsen wurden hierdurch voller.
Weiterhin zog man am Karnevalssamstag mit Musik und guter Laune durch den Ort, besuchte wiederum die Kneipen und sammelte gleichzeitig Spenden der Dorfbevölkerung ein. Mit den Stammtischfreunden zogen selbstverständlich deren Kinder und deren Freunde durch das Dorf, so dass von einem wahren Umzug die Rede sein kann. Und so erhielt dieser Umzug auch seinen Namen: „Veedelszuch“. Dem Umzug voraus ging am Karnevalssamstag das sogenannte „Prinzenessen“ auf dem Hof des Bauern Kempen. Dort gab es herrlichen Eintopf und kühle sowie geistige Getränke.
"Neue Mitglieder?"
Dass der Stammtisch so erfolgreich wurde, hatten sich die Herren im Jahre 1961 so sicherlich nicht vorstellen können. Es kamen immer weitere Anfragen aus der Bevölkerung, mitmachen zu dürfen. Der Stammtisch hatte jedoch die Mitgliederzahl in Höhe von Anfangs 16 , bald 18 bis dann 21 vorgegeben. Es durften nur neue Mitglieder mitmachen, wenn jemand anderes ausschied. Da die Arbeit jedoch immer mehr wurde, gleichzeitig aber auch manche Herren für eine weitere Öffnung des Stammtisches für neue Mitglieder waren, kam es zu Unstimmigkeiten sowie zu Verschleißerscheinungen. Letzten Endes wurde die Anzahl der Gründungsmitglieder geringer, immer mehr neue Mitglieder zählte die Vereinigung.
"Neue Vereinsräume?"
Wie weiter oben bereits erwähnt, hatte man mit dem ursprünglichen Stammlokal, der Gaststätte Gottschalk, Pech. Denn diese schloss ihre Türen im Jahr 1963 für immer, so dass man ein anderes Stammlokal aussuchen musste. Ersatz fand man in der Gaststätte „Zum gemütlichen Jupp“, bei Josef Gerwing auf der Monschauer Landstraße. Diese Lokalität hatte jedoch zwei entscheidende Nachteile gegenüber der vorherigen: Es gab keinen Versammlungsraum und es gab keinen Saal. Da Josef Gerwing aber ein Herz für den Birgeler Karneval hatte, lies dieser extra für die Herren eine Garage als Versammlungsstätte bauen. Somit war ein Problem gelöst. Es wurden nur wenige Veranstaltungen in der Lokalität Gerwing durchgeführt. Dafür reichte der Platz in der Kneipe einfach nicht aus. Eine Kappensitzung für 40 – 50 Gäste, mehr war nicht drin. Und so musste eine weitere Lösung dieses Problems her.
Man wurde in der Lokalität Quast, ein paar Häuser weiter, fündig. Dort konnten in einem Saal die entsprechenen Veranstaltungen durchgeführt werden. Bezüglich der Versammlungen besagen Aussagen noch lebender Gründungsmitglieder, dass diese immer von allen Akteuren besucht wurden. Denn auch hier konnten die Freunde nach getaner Arbeit ihrem Hobby nachgehen, dem Musizieren und Singen. Und darüber freute sich natürlich wiederum der Wirt.
"Vereinstrukturen?"
So langsam wurden Vereinsstrukturen erkennbar. Man hatte bereits seit längerem jemandem die Finanzgeschäfte übertragen. Im Jahr 1969 wurde die starre Mitgliederzahl verworfen, man öffnete sich für die gesamte männliche Dorfbevölkerung und die Mitgliedzahl wuchs stetig. Der "Verein" KG Böse Buben Birgel hatte sich formiert und nahm die Arbeit auf.